Heimatmuseum im Obertor
A u s s t e l l u n g e n
Beginnen wir den Museumsbesuch im Erdgeschoß linkerhand in den beiden Räumen. Hier wurde versucht, auf behutsame Weise einen Überblick über die ungemein reichhaltige Vorgeschichte des Raumes Mittelbuchen und Wachenbuchen, also des Büchertals zu geben, von den ersten Bauern der frühen Linienbandkeramik bis zu den fränkischen Siedlern. Es wird also eine Zeitspanne von annähernd 6.000 Jahren betrachtet, solange ist dieser Ort besiedelt und es wurden Funde von herausragender Bedeutung gemacht. Natürlich kann in zwei Räumen und einigen Vitrinen nicht das ganze Material ausgebreitet werden, zumal einige wichtige Komplexe bereits in die Schausammlung des archäologischen Regionalmuseums im Schloß Steinheim integriert sind. Aus der Fülle der Funde sind markante Objekte ausgewählt worden, die die Stationen dieser reichen prähistorischen Überlieferung verdeutlichen. Eine ausführliche Beschriftung erläutert die Exponate.
Zum ersten Stock führt uns die Holztreppe in einen verwindelten Dachbodenraum. Hier wurden zwei große Vitrinenräume geschaffen. In einem sind symbolisch für die bäuerliche Kultur ausgewählte Beispiele ländlicher Keramik aus dem hessischen Raum zu sehen. Darunter sind besonderer 'Schmankerl' wie der Steinzugkrug aus Dreihausen oder die Auflegware aus Marburg, aber auch südhessische Milchkrüge. In der zweiten Vitrine, die der Neigung des Daches angepaßt ist, sind drei Themen dargestellt: Kirche, Gemeinde und Schule sowie Wasserleitungen.
Für den Bereich Kirche konnte die Pfarrgemeinde einige wichtige Archivalien und den Abguß des mittelalterlichen Kreuzes zur Verfügung stellen. Besonders sehenswert sind die Mittelbuchener Ratsstühle, zwei Brettstühle aus dem frühen 18. Jahrhundert, sowie die beiden Schultheißenbücher, die eine fast lückenlose Aufzeichnung der Rechtsfälle in Mittelbuchen von der Mitte des 16. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts beinhalten. Ein weiteres Thema ist die bäuerliche Tracht des Büchertales, die auf den Aquarellen des Julius Ruhl aus dem Jahr 1829 zu sehen ist. Anhand von Plänen und Fotos wird die Entwicklung der beiden Orte bis etwa zum Ende des 19. Jahrhunderts gezeigt. Die eindrucksvolle Vereinsfahne aus dem Jahre 1891 des Mittelbuchener Turnvereins, TVM 1888, begrenzt den Raum.
Über die kleine Treppe gelangen wir zu den beiden mittelalterlichen Turmzimmern. Im ersten Raum ist die Geschichte von Wilhelmsbad skizziert, eine weitere Tafel informiert über den Bismarckturm. Als literarische Reminiszenz folgt das bekannte Gedicht von Emanuel Geibel über Wachenbuchen, den Ort seiner Vorfahren.
Der letzte Raum ist der Geschichte des Apfelweins gewidmet. Schöne Exponate verdeutlichen die bis heute wichtige Rolle des Obstanbaus und der Obstverarbeitung in dieser Region. Als Symbol der Ansätze der Industrialisierung ist der Arbeitsplatz eines Diamantschleifers aus Mittelbuchen ausgestellt. Texte und Fotos thematisieren die Geschichte der beiden Orte bis zur Gebietsreform.
Die Einrichtung des Museums war ohne wesentliche Leihgaben natürlich nicht möglich. Neben dem bestand des Mittelbuchener Heimat- und Geschichtsvereins gelangten viele Exponate des Museums Hanau, Schloß Philippsruhe, in die Ausstellung. Auch der Verein für Heimatkunde und Naturschutz Großauheim 1929 e.V. trug mit einer Leihgabe zum Gelingen der Ausstellung bei. Wichtiger Leihgeber war auch das Hanauer Stadtarchiv, das das Mittelbuchener Gemeindearchiv in seine Obhut genommen hat. Vom Mittelbuchener Turnverein (TVM 1888) stammt die herrliche Vereinsfahne.