A.D. 798 - 1998 ::: Das 1200-Jahre-Jubiläum
Vom Altertum zum Mittelalter :: die Seiten 12 bis 39 der Festschrift
Inhaltsangabe und Vorwort |
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Der Mensch als Jäger und Sammler: |
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Vorwort
Der Zeitgenosse kennt vielleicht den Büchertaler "Äppelwoi", doch kennt er auch die Orte, in denen dieses köstliche Getränk blüht und gedeiht? Zwei recht ansehnliche Dörfer sind es, Stadtteile von Hanau und Maintal, nahe der südlich vorüberziehenden alten Reichsstraße vom Rheinland nach Mitteldeutschland, deren Verlauf heute durch eine Autobahntrasse markiert wird. Hanau hat jahrhundertelang die Geschicke und Geschichte der Buchen-Orte bestimmt und beeinflußt. Wir befinden uns am Übergang vom Maintal zur Wetterau, die hier mit einem sanften Höhenzug, dem Berger Hang mit der Hohen Straße, beginnt.
Das Büchertal liegt am südlichen Rande der Wetterau, die von den Dichtern so eindringlich und unnachahmlich gepriesen wurde: Sie "...liegt nördlich der Mainlinie, die das Fundament abgibt, die oberhessische Landschaft in den mächtigen, weitgeschwungenen Bogen der dämmernden Wälder Taunus, Vogelsberg und Spessart eingebettet, und ihr eigenster Zauber besteht darin, daß sie als eine große Lichtung aus Acker- und Fruchtland überraschend die versponnenen Wäldermassen unterbricht, daß sie den Besucher mit einer unerwarteten Weite des Raumes empfängt und im Sommer über diese Weite hin zur Zeit des reifenden Getreides einen augenblendenden Glanz aus Blau und Gold entfaltet"(Fritz Usinger).
Mittelbuchen und natürlich auch Wachenbuchen feiern in diesem Jahr gemeinsam das zwölfhundertjährige Jubiläum des 1. Juni jenes denkwürdigen Jahres 798, in welchem im Kloster Lorsch ein schreibgewandter Mönch die fromme Schenkung eines Hofgutes in "bucha marca" an das Kloster dokumentierte. Die beiden - heute durch Gebietsreformen getrennten - Orte betrachten sich daher zu Recht mit einigem Stolz den ältesten Gemeinden im Hanauer Raum zugehörig. Im Main-Kinzig-Kreis können lediglich noch Dorfelden (767), Dörnigheim (793), EIm (795) und, wenn die Vermutung zutrifft, auch Schlüchtern (um 719 bzw. 758) auf ein höheres, durch Urkunden belegbares Alter verweisen. Aber stimmt das überhaupt? Sind diese genannten Orte wirklich älter als die beiden "Buchen"-Orte.
Wir wissen es nicht! Nur über eines sind wir uns inzwischen ziemlich sicher: Mittelbuchen ist bisher der einzige Ort im Hanauer Raum, ja sogar im gesamten Rhein-Main-Gebiet, an dem wir eine kontinuierliche Entwicklung von der Römerzeit bis in unsere Tage wirklich lückenlos nachweisen können! Wie uns archäologische Funde beweisen, entwickelte sich an dieser Stelle aus einer römischen Villa rustica (einem ländlichen Gutshof) anscheinend ohne Unterbrechung durch die sonst so einschneidenden Ereignisse im 3. Jh. eine germanische Siedlung der sogenannten Völkerwanderungszeit. Diese wiederum wurde selbst im 2. Viertel des 6. Jahrhunderts durch eine merowingische frühmittelalterliche Siedlung abgelöst, aus der sich im Laufe der Jahrhunderte der heutige Hanauer Stadtteil Mittelbuchen entwickelte.
Freilich reicht auch die Geschichte der beiden Büchertal-Orte viel weiter zurück. Die frühesten Ursprünge von Mittelbuchen und Wachenbuchen sind im Dunkeln der Vergangenheit verborgen. Schriftliche Quellen wie Urkunden gibt es erst aus der Zeit des frühen Mittelalters und auch dann noch in zumeist recht bescheidener Anzahl. Geschichtliche Darstellungen und Chroniken, welche uns Ereignisse aus unserem Raum schildern würden, sind uns aus dieser frühen Zeit noch nicht bekannt geworden. Immerhin finden sich in Schenkungsverzeichnissen an die bedeutenden Klöster in Fulda oder Lorsch Hinweise auf die Örtlichkeit, die im Jahre 798 Bucha genannt wurde.
Von der Urzeit bis zu den Kelten: Die Vorgeschichte
Die Erforschung der Vor- und Frühgeschichte muß sich mangels schriftlicher Überlieferung auf die Hinterlassenschaften menschlichen Geschehens im Erdboden beschränken. Somit werden Werkzeuge, Schmuckgegenstände, Siedlungsreste, Befestigungsanlagen und Gräber zu unverzichtbaren "Bodenurkunden" um Ereignisse lokaler oder regionaler Entwicklungen rekonstruieren zu können. Dabei muß man natürlich berücksichtigen, daß wir bisher sicherlich erst einen ganz geringen Teil der im Boden verborgenen Funde kennen und uns vieles für immer verborgen oder verloren bleiben wird.
Da wir bisher nicht wissen, wie sich die Menschen der damaligen Zeit selbst nannten oder welchem Volk oder Stamm sie sich zugehörig fühlten, behelfen wir uns heute zumeist mit einer Bezeichnung verschiedener kultureller Gruppen nach der Form oder Verzierung ihrer Gefäße (z. B. Bandkeramik, Schnurkeramik, Glockenbecher), charakteristischen Bestattungsweisen (Hügelgräberbronzezeit, Urnenfelderkultur) oder bedeutenden Fundorten (z.B. Hallstattkultur).
Der Mensch als Jäger und Sammler: Die Altsteinzeit (Paläolithikum)
Wir wissen heute, daß das nach den Ortschaften Mittelbuchen, Wachenbuchen und dem im 15. Jahrhundert erloschenen Lützelbuchen benannte "Büchertal" schon in der späten Altsteinzeit durch die Angehörigen sogenannter Jäger- und Sammlerkulturen besiedelt war, deren Spuren sich vor allem in den Wäldern südlich von Mittelbuchen an den damals noch Wasser führenden Flußarmen von Main und Kinzig im Bereich der heutigen Autobahn fanden. Die damaligen Menschen kannten noch keine feste Heimat. Sie zogen als Sammler und Jäger (wir nennen sie "Wildbeuter") durch die Landschaft und errichteten an ihnen günstig erscheinenden Orten befristete Behausungen aus Zelten und leichten Hütten.
Ackerbau und Viehzucht: Die Jungsteinzeit (Neolithikum)
Eine der bedeutendsten und zugleich ältesten menschlichen Ansiedlungen im Rhein-Main-Gebiet wurde erst vor wenigen Jahren durch einen Mittelbuchener Bürger auf dem Höhenrücken zwischen der Kilianstädter Straße und dem alten Ortskern entdeckt. Nachforschungen durch den Hanauer Geschichtsverein und die Universität Frankfurt führten zur Aufdeckung von Siedlungsresten eines kleinen Dorfes aus der Zeit der ältesten Linearbandkeramik (etwa ab 5500 v. Chr.), also fast 3000 Jahre vor dem Bau der Pyramiden in Ägypten.
In einer späteren Phase dieses Zeitabschnittes (jüngere Bandkeramik), den man allgemein als Jungsteinzeit (Neolithikum) bezeichnet, wurde dieses Dorf am Simmichborn sogar durch eine riesige Befestigungsanlage geschützt, deren 3 m tiefer und 4 m breiter Spitzgraben auf eine Länge von etwa 160 m verfolgt werden konnte und damit ein Areal von mindestens 3 ha einschloß.
Es war die Zeit, als die Menschheit das Nomadentum aufgab und seßhaft wurde. Allmählich erlernte man den Ackerbau und die Viehzucht. Erstaunlich große Gebäude beherbergten damals Mensch und Vieh unter einem Dach und boten auch noch Platz für Heu und Getreidevorräte. Drei solcher Gebäude wurden bei den jüngsten Ausgrabungen entdeckt. Weitere Siedlungsstellen dieser bandkeramischen Kultur fanden sich unterhalb der Kleinen Lohe nord-westlich von Wachenbuchen und in der Gemarkung Mittelbuchen an der ehemaligen Ziegelei (heutige Harbacher Hof) und am "Dorfelder Weg" sowie am Osthang der Lützelbeune.
Pfeilspitze: Die Untersuchung ergab, daß das Gestein aus Obourg bei Mons (Westbelgien) stammt. Es ist anzunehmen, daß die Pfeilspitze auch dort hergestellt wurde und durch Handel oder Tausch vor etwa 6700 Jahre nach Mittelbuchen gelangte.
Die meisten Angehörigen der vorgeschichtlichen Kulturen ernährten sich von der Landwirtschaft, wobei vor allem der Ackerbau dominierte. In der neolithischen Siedlung am Simmichborn konnten die Getreidearten Emmer, Einkorn, Gerste, Dinkel und als Hülsenfrüchte Erbsen nachgewiesen werden. Viehzucht besaß dagegen eine geringere Bedeutung, wurde in späteren Zeiten aber auch wesentlich intensiver betrieben. Kommunikation und Handelsbeziehungen wurden über ein einfaches Straßen- und Wegenetz aufrecht erhalten, wobei Fernhandel über mehrere tausend Kilometer durchaus keine Seltenheit war.
Eine kleine, deshalb aber nicht minder interessante Siedlungsstelle der sog. Großgartacher Kultur (4800-4600 v. Chr.), die in unserem Raum auf die Bandkeramik folgte, fand sich vor einigen Jahren bei Bauarbeiten im Mittelbuchener Neubaugebiet "Am Schwaberg". Auch auf dem gegen-überliegenden Hang, an der Albert-Schweitzer-Straße, wurden in Baugruben Siedlungsfunde dieser Zeit entdeckt. Etwa um 4300 v. Chr. drang eine neue Einwanderungswelle aus Süddeutschland in die Wetterau vor. Die Angehörigen dieser "Michelsberger Kultur" siedelten in Mittel-buchen am Harbacher Hof und am Wiesborn westlich des Ortes.
Metalle verändern die Welt: Die Bronzezeit
Der Experimentierfreude des Menschen ist es zu verdanken, daß ihm im 3. Jahrtausend v. Chr. im Vorderen Orient eine technikgeschichtlich revolutionierende Entdeckung gelang: aus etwa 9 Teilen Kupfer und einem Teil Zinn entwickelte er ein Metall, das seine Entwicklung fortan bis heute begleiten sollte: Die Bronze! Allerdings dauerte es noch einige Jahrhunderte, bis sich die Kenntnis über diese neue Technik auch in unserem Raum durchsetzte. Insbesondere die Beschaffung des als Handelsgut aus England oder dem Erzgebirge mühsam heranzuschaffenden Zinnes bereitete den einheimischen Produzenten anfangs noch viel Mühe.
Nun entwickelten sich ein qualifizierter Handwerkerstand und aus-geklügelte Handelssysteme. Noch kaum abschätzbar sind für uns die sozialen und gesellschaftlichen Wandlungen, die sich in diesen Jahrhunderten durch die Einführung der neuen und den Steingeräten weit überlegenen Werkstoffe vollzog. Wir bestaunen gut ausgerüstete Krieger, wie sie sich beispielsweise in einem Grabfund im Wald südlich von Wachenbuchen fanden und bewundern die reich geschmückten Frauen (z. B. Grabfunde im Bruchköbeler Wald). Und doch wurde diese Zeit des aufkommenden arbeitsteiligen Wirtschaftssystems von inneren Unruhen und zunehmend hierarchisch gegliederten Gesellschaftssystemen begleitet, was sich später, noch in der vorrömischen Eisenzeit, durch herausragende "Fürstensitze" und dominierende "Adelsgräber" verstärkt herausstellen sollte.
Funde der frühen Bronzezeit, die im Rhein-Main-Gebiet allgemein selten sind, kennen wir aus dem Büchertal bisher noch nicht. In der zur mittleren Bronzezeit gerechneten Hügelgräberbronzezeit (1500 - 1250 v. Chr.) legte man im Wald südlich von Mittelbuchen mehrere Grabhügel an, und auch am Südhang des Wachenbuchener Hühnerberges fand sich ein verschleiftes Hügelgrab dieser Zeit. Siedlungsfunde aus der Mittel-buchener Albert-Schweitzer-Straße und dem bereits erwähnten Südhang des Hühnerberges bei Wachenbuchen zeigen uns, daß dieser Raum auch in der nachfolgenden Urnenfelderkultur (etwa 1250 - 750 v. Chr.) nicht unbesiedelt blieb. Damals wurden erneut im Wilhelmsbader Wald Gräber angelegt, und auch aus den Wäldern südlich von Wachenbuchen kennen wir verschiedene Grabfunde dieser Periode.
Nur ein technischer Begriff?: Die Eisenzeit
Die letzten Jahrhunderte vor der Zeitenwende bezeichnen wir aufgrund ihres markantesten Unterschiedes zu den vorausgehenden Perioden als (vorrömische) Eisenzeit. Die bronzezeitliche Urnenfelderkultur erlosch zu Beginn des 8. Jh. v. Chr., ohne daß wir die Gründe dazu genauer definieren können. Innerhalb von einer oder höchstens zwei Generationen bildete sich eine völlig neue Kulturstufe heraus, die wir nach einem berühmt gewordenen Fundort in Österreich als "Hallstattkultur" bezeichnen. Das bereits in spätbronzezeitlichen Fundstellen gelegentlich vorkommende Eisen setzte sich in der nach diesem neuen Werkstoff bezeichneten Zeit vor allem zur Herstellung von Waffen und Geräten durch.
Das relativ häufig vorkommende Eisenerz konnte in lokalen Lagerstätten gewonnen und aufbereitet werden und war damit ein leicht zugänglicher Rohstoff. Der Vorteil der besseren Verfügbarkeit und Gerätequalität wurde jedoch durch einen wesentlich höheren Arbeitsaufwand zu seiner Verarbeitung kompensiert. Denn im Gegensatz zum Kupfer, dessen Schmelzpunkt bei etwa 1100 0C liegt, beträgt dieser bei Eisen ca. 1525 0C, was mit den damaligen Methoden praktisch kaum zu erreichen war. Mit sogenannten "Schachtöfen" aus Ton konnte man jedoch Temperaturen von etwas über 1100 0C erreichen. Diese Temperatur genügte, um das Eisen aus dem Erzgestein zu lösen und eine verarbeitungsfähige "Luppe" zu erhalten, aus der man die gewünschten Gegenstände ausschmieden konnte.
Ein interessantes Grabhügelfeld südlich von Wachenbuchen, das leider beim Autobahnbau zerstört wurde, barg die sterblichen Überreste verschiedener Menschen aus der Zeit der Hallstattkultur. Grabfunde der älteren Eisenzeit wurden auch in mehreren Grabhügeln im Wald an der Straße von Mittelbuchen nach Wilhelmsbad in der Nähe der heutigen Tennisanlage entdeckt. Eine Siedlungsstelle dieser Zeit fand sich bei Bauarbeiten in Wachenbuchen nahe des Ortsausganges Richtung Niederdorfelden, die aber leider nicht näher untersucht werden konnte.
In Mittelbuchen, wo früheisenzeitliche Funde bislang fehlen, sind uns dagegen verschiedene Fundstellen der nachfolgenden, nach einer bekannten Fundstelle in der Schweiz benannten Latèneperiode bekannt, deren Einsetzen um 450 v. Chr. wir erstmals mit dem Namen eines aus der Antike bekannten Volkes verbinden können: dem der Kelten oder Galliern. Die keltische Zivilisation entwickelte sich bodenständig aus der vorangehenden hallstattzeitlichen Kultur, die man deswegen gewissermaßen als "frühkeltische" Zeit bezeichnet. Durch die zunehmenden Einflüsse der mediterranen Hochkulturen (Griechen, Etrusker) entstand in Verbindung mit wirtschaftlichen Veränderungen eine straff organisierte Stammeskultur mit stark befestigten, stadtähnlichen Siedlungen und Fürstensitzen (z. B. Glauberg) sowie veränderten religiösen und weltanschaulichen Ansichten.
Aus Mittelbuchen kennen wir Siedlungsfunde aus dem Bereich des bereits erwähnten Harbacher Hofes, der ursprünglich eine Ziegelei (lat. Opificius) gewesen ist. Infolge des Tonabbaues kam es hier immer wieder zur Entdeckung zahlreicher Funde der vorgeschichtlichen Zeit. Ferner fanden sich westlich von Mittelbuchen am Wiesborn Siedlungsfunde der keltischen Zeit und an der Altenburg im Wald südöstlich des Ortes sollen ebenfalls solche Scherben gefunden worden sein. Erst in den letzten Jahren wurden weitere Siedlungsfunde aus der bereits erwähnten Albert-Schweitzer-Straße und südlich der Wachenbuchener Straße bekannt, aber auch auf den Feldern westlich der Kesselstädter Straße fanden sich Scherben dieser Zeitstellung.
Germanen erscheinen in der Wetterau
Zwischen 58 und 51 v. Chr. eroberte der römische Feldherr C. Julius Caesar das keltische Gallien bis zum Rhein. Bis zum Jahre 15 v. Chr. wurden auch die Bewohner Süddeutschlands und die Alpenvölker von Rom unterworfen; das Römische Reich erstreckte sich nun bis zur Donau. Die unter Augustus geplante Eroberung des Gebietes bis zur Elbe konnte in den Jahren um Christi Geburt nicht realisiert werden; der Rhein blieb - nicht zuletzt durch die katastrophale Niederlage des Varus im Teutoburger Wald - bis zum Ende des ersten Jh. n. Chr. römische Reichsgrenze. Später mußten sich die Römer mit der Einbeziehung der fruchtbaren Wetterau in das Reich ihrer mediterranen Hochkultur begnügen.
In diesen Jahrzehnten vor der Zeitenwende siedelten sich erstmals germanische Völker im Rhein-Main-Gebiet an. Was wir aus den Berichten Caesars wissen, war bisher jedoch kaum einmal durch archäologische Funde belegbar. Ein Gefäßbruchstück aus Großauheim; eine Siedlungsstelle bei Ranstadt-Dauernheim (Wetteraukreis), Grabfunde bei Muschenheim im Landkreis Gießen, Windecken und Butterstadt bilden bisher den bescheidenen Fundstoff, aus dem wir die germanische Besiedlung in der Wetterau vor der Eroberung durch die Römer rekonstruieren mußten.
Doch unsere Kenntnis dieser Zeit hat sich vor einigen Jahren schlagartig verbessert: und wieder war es ein Fund aus Mittelbuchen, welcher der wissenschaftlichen Forschung zu völlig neuen Erkenntnissen verhalf. Zugleich wurden aber auch Fragen aufgeworfen, deren künftige Beantwortung durch die Resultate der bereits erwähnten Ausgrabung zwischen 1991 und 1993 im Neubaugebiet "Simmichborn" noch eine spannende Aufgabe der wissenschaftlichen Archäologie sein wird. Soweit wir heute erkennen können, waren es späte Ausläufer der im zweiten Jahrhundert v. Chr. zwischen Oder und Weichsel entstandenen sog. Przeworsk-Kultur, von der sich erstmals in den siebziger Jahren bei Bauarbeiten in der Albert-Schweitzer-Straße eindrucksvolle Spuren fanden. Mit diesen fanden wir in unserem Raum eine weitere Siedlungsstelle dieser Zeit, die wir mit einiger Berechtigung den germanischen Sueben zuweisen können.
Eine Siedlungsgrube und ein Grubenhaus sowie ein recht umfangreicher Bestand an Einzelfunden aus verschiedenen Baugruben zeigen uns, daß sich hier in der Mittte des 1. Jh. v. Chr. eine durch ihre benutzte Keramik im einheimischen Fundspektrum fremdartig wirkende Bevölkerungsgruppe erfassen läßt, welche zwar die keltische Bevölkerung nicht völlig verdrängt haben dürfte, deren künftige Dominanz sich aber doch schon so deutlich bemerkbar machte, daß Caesar in der Mitte des 1. Jh. v. Chr. immerhin schreiben konnte, daß die Kelten links, die Germanen rechts des Rheines siedelten.
Ein Weltreich präsentiert sich: Die Römer
Gegen Ende des ersten Jahrhunderts erbaute das römische Militär in und am Rand der Wetterau einige Stützpunkte, die mit gut ausgebauten Straßen verbunden wurden. In unserer Nähe befanden sich solche "Kastelle", wie diese Kasernen für römische Hilfstruppen (Auxilien) genannt wurden. In Heldenbergen und Kesselstadt, vielleicht etwas später auch in Altenstadt, Marköbel, Langendiebach, Rückingen und Großkrotzenburg. Hier erreichte der Limes, ein mit Wachttürmen befestigter Grenzweg, den Main. Der Fluß bildete im 2. und 3. Jahrhundert nicht nur eine der Hauptverkehrsadern, sondern bis in die Nähe von Miltenberg zugleich die römische Staatsgrenze. Die römischen Grenztruppen sicherten den Limes anfangs nur durch Holzpalisaden, erst im späteren 2. Jahrhundert hat man noch einen Wall mit vorgelagertem Graben hinzugefügt. Das Hinterland des Limes wurde durch die römische Verwaltung systematisch in Landgüter unterschiedlicher Größe aufgeteilt und gegen die Entrichtung einer Abgabe an siedlungswillige Bürger vergeben.
Solche Landgüter, die man, obwohl der Vergleich etwas hinkt, wohl am besten mit unseren Aussiedlerhöfen vergleichen kann, waren weitgehend autarke Wirtschaftsbetriebe. In ihnen wurden nicht nur die landwirtschaftlichen Güter für den eigenen Bedarf erzeugt, sondern zumeist auch ein ertragreicher "Exportüberschuß" für das römische Militär oder die Städte im Hinterland erwirtschaftet. Darüber hinaus erfüllten die Bewohner vieler dieser "Villen" noch handwerkliche Spezialaufgaben wie beispielsweise Schreiner- oder Zimmermannsarbeiten, Lederverarbeitung, Knochenschnitzerei oder den Betrieb einer Schmiede. Zum Warenaustausch nutzten die Römer bereits eine entwickelte Geldwirtschaft auf der Basis von Gold-, Silber-, Bronze- und Messingmünzen.
In der Gemarkung Wachenbuchens wurden
römische "villae rusticae",
wie diese Bauernhöfe genannt wurden, in der Flur "Auf der Mauerecken"
(!) und an mehreren Stellen südlich und südöstlich des Ortes entdeckt.
Steinkistengräber fanden sich etwa 600 m nordwestlich des Ortes, an der
Gemarkungsgrenze zu Mittelbuchen, und in einem Grabhügel südöstlich der
Buchener Burghügel fand sich eine ähnliche Steinkiste mit
Brandbestattung. In der Mittelbuchener Gemarkung fanden sich römische
Gutshöfe "In der Hölle" 300 m nordwestlich des Obertores; am Südabhang
der Lützelbeune und an mehreren Stellen am westlichen Ortsrand. Auch
östlich von Mittelbuchen an der Straße Richtung Bruchköbel fanden sich
Siedlungshinterlassenschaften der Römer. Allenthalben wurden die
Gemarkungen von den gut ausgebauten römischen Fernstraßen durchzogen.
In den Fundamenten der Kirche von Wachenbuchen wurde 1903 ein Sandstein mit verschiedenen Götterdarstellungen entdeckt, der einst zu einer sogenannten "Jupiter-Gigantensäule" gehörte, die wohl auf einem der römischen Gutshöfe in der Gemarkung gestanden hat. In den Nischen dieses sogenannten "Viergöttersteines" sind die römischen Götter Juno, Mercur und Hercules dargestellt sowie Minerva, die als stadtrömische Göttin und zugleich Beschützerin des Handwerks verehrt wurde. Diese Abfolge der Götterdarstellungen erweist sich anhand der an anderen Orten gefundenen Steindenkmäler als eine sogenannte "Normalreihe", wie sie auf etwa der Hälfte aller bekannten Steine vorkommt. Abweichungen davon finden sich in der Regel nur dann, wenn an einem Ort mehrere "Jupiter-Gigantensäulen" aufgestellt waren. Wir sehen in diesem "Viergötterstein" einen weiteren Beleg für die Verbreitung des Jupiterkultes in unserer Region und der religiösen Einstellung der Bevölkerung, die dem besonders auf dem flachen Land verehrten römischen Gott Jupiter durch eine eigenständige Formentwicklung eines Götterdenkmales eine besondere Ausdrucksform ermöglichte. Keltische und germanische Glaubensvorstellungen wie beispielsweise der Wotanskult könnten bei der Entwicklung solcher "Jupiter-Gigantensäulen" Anregungen gegeben haben. Ergänzend dazu dokumentiert sich durch die Aufstellung solcher säulenförmiger Kultdenkmäler die staatspolitische Funktion des angesehensten Himmelsgottes Jupiter, die besonders durch die Angehörigen des Militärs und seiner Veteranen sowie der offiziellen Verwaltungsorgane vertreten wurde.
Szenenwechsel: Zur frühen Völkerwanderungszeit in 'Buchen'
Die Einwanderung germanischer Stämme und der erzwungene Rückzug der Römer auf die Rheinlinie führte im dritten nachchristlichen Jahrhundert in Südwestdeutschland zu einer völlig neuen Situation. Das etwa zweihundert Jahre lang römisch besiedelte Gebiet zwischen Limes und Rhein mußte aufgegeben werden und war für die Römer endgültig verloren. Ob nach dem Limesfall rechts des Rheins noch in nennenswertem Umfang eine römische oder romanische Bevölkerung siedelte, bleibt trotz vielfacher Versuche ihres Nachweises bisher ungewiß. Es begann die Zeit der großen "Völkerwanderungen".
Eine wüste Einöde?
In der Schule hat man uns gelehrt, daß mit der gewaltsamen Vertreibung der Römer, die zweifellos von einem fürchterlichen Blutvergießen begleitet wurde, die gesamte Infrastruktur rechts des Rheines zusammenbrach. Städte, Dörfer und Gutshöfe wurden zu Ruinenlandschaften, die ehedem bewirtschafteten Feldfluren lagen brach und versteppten oder wurden sogar bewaldet. Es begann die Zeit des 'finsteren Mittelalters', in der, was die - fehlenden - archäologischen Funde zu bestätigen schienen, unsere Heimat menschenleer gewesen sei und lediglich hin und wieder von den Durchzügen germanischer Horden berührt wurde. Doch allmählich verändert sich unser Wissensstand über diese Zeit. Und schon wieder war es eine Fundstelle in Mittelbuchen, welche für unser Verständnis dieser Periode geradezu sensationelle Ergebnisse gebracht und unser Geschichtsbild eindrucksvoll verändert hat. Denn wir wissen jetzt, daß unmittelbar nach dem Abzug der Römer um 260 n. Chr. in der Wetterau Germanen seßhaft wurden.
Auf beiden Seiten des Rheines hatte man sich in den Jahrhunderten nach dem Fall des Limes auf dauernde Nachbarschaft eingerichtet. Daß diese trotz mancher vertraglicher Regelungen keineswegs immer nur spannungsfrei ablief, wissen wir aus der antiken Geschichtsschreibung und durch archäologische Zeugnisse. Dennoch hat es zwischen Römern und Germanen auch lange Zeiten guter nachbarschaftlicher Beziehungen und Perioden friedlichen Zusammenlebens gegeben.
Importwaren aus dem immer noch bestehenden Römischen Reich, die in großer Zahl in die Gebiete rechts des Rheins gelangten und von den Archäologen in Siedlungen oder Gräbern gefunden werden, deuten darauf hin, daß die Märkte in Mainz und anderen großen Städten von Germanen als Käufer besucht wurden. Zugleich wurden die neuen Bewohner unseres Raumes auch von römischen Händlern aufgesucht und beliefert. Funde des alltäglichen römischen Kleingeldes unterstreichen die wirtschaftliche Verflechtung beider Regionen, da es offenbar auch von den Germanen als Zahlungsmittel akzeptiert und genutzt wurde. Nach derzeitigem Wissensstand bestanden die Siedlungen der Gemanen zumeist aus einem oder auch mehreren unterschiedlich großen Gehöften, die oftmals durch palisadenartige Zäune voneinander getrennt waren. Ein solcher Hof bestand in der Regel aus einem hallenartigen Wohnhaus mit verschiedenen Nebengebäuden, deren Funktion archäologisch nicht immer ganz einfach zu erkennen ist. Die vorherrschende Bauweise war der Holzbau, lediglich im einstigen Limesgebiet findet man hin und wieder einen Hinweis auf die Nutzung von Steingebäuden, zumeist wohl die notdürftig wieder instand gesetzten Reste ehemaliger "villae rusticae"aus römischer Zeit.
Eine spektakuläre Fundstelle
In Hanau-Mittelbuchen wurden im Frühjahr 1994 am südlichen Ausgang einer kleinen Talsenke zwischen zwei mäßig hohen Ausläufern der "Hohen Straße", die von einem namenlosen Bach getrennt werden, bedeutende völkerwanderungszeitliche Siedlungsfunde aus dem 3. - 6. Jh. n. Chr. entdeckt. Diese Funde hätten eigentlich eine größere Aufmerksamkeit verdient, als wir sie ihnen trotz materieller und finanzieller Unterstützung durch die Baufirma, die Stadt Hanau und das Land Hessen unter den Bedingungen einer stark vom Baustellenbetrieb abhängigen Notbergung zuteil werden lassen konnten.
In dieser Talsenke verlief einst die seit Jahrhunderten "Dorfelder Weg" (erstmals 1293: Dorvelderweg, heute nicht ganz korrekt "Oberdorfelder Straße") genannte Verbindungsstraße nach Nieder- und Oberdorfelden. Parallel dazu fließt am "Wiesborn" vorbei der bereits erwähnte Bach, der reichlich Quellwasser abführt, das sich auch auf allen Bau- und Grabungsstellen in diesem Bereich verhängnisvoll auswirkte und sicherlich auch in der Zukunft noch manche unangenehme Überraschung verursachen wird. Erst im Verlauf der Ausgrabung und nach Beginn der Bauarbeiten kamen leistungsfähige Tauchpumpen zum Einsatz; dennoch blieben die wassertechnischen Probleme nur schwer beherrschbar und erforderten durch ständig neu auftretende Quellhorizonte eine laufende Veränderung der Grabungskonzeption.
Beispielsweise zeigten sich an vielen Stellen, besonders wenn eine Freilegung von Schichten gelang, antike Anlagen und Siedlungsbefunde, die jedoch unter dem Wasserspiegel lagen oder im Schlamm nur in wenigen Fällen näher zu erforschen waren. Zahlreiche Befunde mußten aufgegeben und vom Bagger abgeräumt werden, noch bevor sie überhaupt richtig erkannt, freigelegt oder gar dokumentiert werden konnten.
Trotz dieser Schwierigkeiten gelang die Dokumentation mancher wichtigen Einzelheit dieser bedeutenden Siedlungsstelle. Dazu gehören vor allem großflächige Kalksteinpflasterungen, Reste einer größeren Fundamentmauer aus gebrochenem Kalkstein und unter-schiedliche Pfostensetzungen von zahlreichen, zum Teil ergänzbaren Gebäudegrundrissen. Zu den wasser-bautechnischen Anlagen gehören drei eigenartige Brunnen- bzw. Quellwasserkonstruktionen und vor allem die an mehreren Stellen erkennbaren Dämme und Wasserrinnen in Holz - und Steinbauweise.
Besonders interessant erscheint eine flache, muldenförmige Vertiefung mit tausenden von erhaltenen Weintrauben-Kernen. Bildet sie doch erstaunlicherweise den - soweit ich bisher überblicken kann - ältesten Beleg für den Weinbau in Hessen. Und das ausgerechnet, trotz der vorausgehenden Hochkultur der Römer, in einer so unruhigen Zeit wie der Völkerwanderungszeit.
Bei der Grabung fanden wir zahlreiche spätantike Gebrauchsgegenstände und Siedlungsabfälle. Unter den letzteren dominieren vor allem eine große Zahl von Tierknochen, die sicherlich nicht alle nur als Abfall hierher gelangten. Zwar waren nur wenige Gebrauchsgegenstände wie Geräte und Schmuck aus Bein zu finden, doch trägt ein großer Teil der Knochen deutliche Bearbeitungsspuren. Erstaunlich ist dabei die hohe Zahl von abgesägten, ausgebrochenen und zum Teil grob zugerichteten Geweihsprossen, die zum TeiI eindeutige Jagdspuren aufweisen. Die bekannten Schlittschuhe, Nadeln, zwei Kämme und einige Halbfabrikate von Kämmen bieten einen gewissen Einblick in das Produktionsprogramm der lokalen Knochenschnitzerwerkstatt.
Einige wenige menschliche Knochenreste lassen bisher keine Rückschlüsse darüber zu, wie sie an diese Fundstelle gelangt sind.
Eine große Zahl eiserner Geräte läßt die Funktion der Siedlung als Handwerksbetrieb deutlich werden. Ein kleines Werkzeugdepot wurde zwischen den Steinen einer gepflasterten Fläche entdeckt. Es enthielt einen schweren Setzhammer und einen etwas leichteren Schmiedehammer. Metallische Schlacken, die sich gelegentlich als Auffüllmaterial fanden, dürften als Schmiedeabfall entstanden sein. An eisernen Gerätschaften ist vor allem ein leider nicht vollständig erhaltenes Kesselgehänge interessant, das sich in einigen wesentlichen Details erheblich von keltischen und römischen Kesselaufhängungen unterscheidet. Hunderte von Nägel, ein tordierter Eimerhenkel mit Griffschale, verzierte Spangen von Daubeneimern und diverse Kleinwerkzeuge ergänzen ebenso wie ein etwa 30 kg schwerer barrenartiger Gegenstand in Würfelform den eisernen Gerätebestand. Die Erhaltung der meisten Fundstücke ist durch die luftdichte Lagerung im wasserführenden Boden so vorzüglich, daß vielfach selbst an den Eisengeräten die Oberfläche kaum korrodiert und weitgehend intakt ist.
Neben 2 kleineren Objekten aus Gold (darunter ein ca. 2g schwerer "Barren") fällt vor allem die hohe Zahl von Bronzefunden auf. Wir fanden Gürtelgehänge und -schnallen, Finger-, Arm- oder Halsringe sowie verschiedene andere Schmuckstücke und Gerätschaften. Insgesamt 13 Münzen gewähren einen gewissen Einblick in die Chronologie der Siedlung. Einige Perlen und mehrere Scherben von Glasgefäßen deuten auf einen bescheidenen Wohlstand hin, wobei eine ganze Reihe von Schlackenbruchstücken auf eine lokale Glasproduktion hinweisen. Ein besonderes Interesse dürfen die zahlreichen Keramikbruchstücke beanspruchen, die zum Teil aus römischer lmportware bestehen. Andererseits könnte besonders die hier gefundene verzierte germanische Keramik gewisse Rückschlüsse auf die ethnische Zugehörigkeit der Mittelbuchener Bevölkerung während der frühen Völkerwanderungszeit erlauben.
Zur Chronologie
Momentan läßt sich noch nicht genau feststellen, wann die Siedlung in der feuchten, wasserführenden Tallage gegründet wurde. Sicher ist nur, daß dies im Zusammenhang mit den Ereignissen des endgültigen Limesfalls um 260 n. Chr. geschehen sein dürfte. Schmuck und Geräte enthalten Formen, die im allgemeinen ins 4. Jahrhundert datiert werden. Andererseits sind viele dieser Metall- und Keramikfunde auch schon im 3. Jahrhundert nachzuweisen. Ein wichtiges Kriterium, die Münzreihe, beginnt mit einigen kaiserzeitlichen Prägungen und läuft ohne Unterbrechung bis in spätantike Zeit weiter, soweit man so etwas bei nur 13 römischen Münzen überhaupt behaupten kann. Die bisher vorliegenden Daten dendrochronologischer Datierungen (Jahresringauswertung von Bauholz oder Baumstämmen) sind mangels geeigneter Vergleichsfunde kaum auszuwerten oder weisen in das 4. (310 +/-10), 5. (466) und 6. (528 +/-3) Jahrhundert hin.
Das Ende der Siedlung ist besser zu erfassen. Einige wenige Funde sind ziemlich sicher in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts zu datieren. Noch um 528 wurde in der Siedlung gebaut. Andererseits fehlen die sonst für das merowingische Frühmittelalter in unserem Raum geläufigen Funde. So wird man nicht umhin kommen, das Ende der Siedlung am Ende der 20er oder zu Beginn der 30er Jahre des 6. Jahrhunderts anzunehmen. Unsicher bleiben die Gründe, die zu einer Auflassung oder sogar endgültigen Zerstörung der Siedlung geführt haben. Ob es unfriedliche Ereignisse waren oder ein Naturereignis (etwa ein Regenunwetter), das zur Aufgabe des Dorfes führte, wird uns wohl für immer verborgen bleiben. Die Siedlung am "Dorfelder Weg" geriet in Vergessenheit und wurde im Laufe der Zeit unter einer bis zu drei Meter mächtigen Lößschicht begraben.
Ethnographie der Völkerwanderungszeit
Zum besseren Verständnis der Bedeutung der Mittelbuchener Funde ist es erforderlich, nochmals kurz auf die historischen Zusammenhänge einzugehen. Etwa vom Ende des ersten bis in die Mitte des dritten Jahrhunderts war unser Raum in das römische Reichsgebiet integriert und Bestandteil der römischen Provinz Obergermanien. Zu Beginn des 3. Jh. n. Chr. wurden im Zusammenhang mit gewaltsamen Übergriffen am obergermanisch-rätischen Limes erstmals Germanen erwähnt, die das Limeshinterland überrannt und geplündert hatten. Kaiser Caracalla besiegte sie im Jahre 213, wobei einer der Operationsräume offenbar im Main-Wetterau-Gebiet gelegen hat.
Etwa in der Mitte des 3. Jh. durchbrachen germanische Völker aus dem Elbegebiet, die man später als Alamannen kennen und fürchten lernte, endgültig den Limes, verwüsteten die Grenzprovinzen und ließen sich unter anderem auch in Mittelbuchen nieder. Der Name dieses Volkes erinnert an seine Herkunft: "Alle Mannen", allerlei "gemischtes Volk" oder "multikulturelle Gesellschaft", wie wir es heute bezeichnen würden. Diese Volksgruppen schlossen sich im 3. und 4. Jahrhundert im Vorfeld der römischen Reichsgrenze zusammen, um sich auf Kosten der Bevölkerung in den römischen Provinzen ihre scheinbar unstillbaren Bedürfnisse nach Wohlstand und Luxusgütern erfüllen zu können.
Viele dieser Germanen kamen aus den Siedlungsgebieten suebischer Stämme beiderseits der Elbe, woraus sich auch die Bezeichnung und das Selbstverständnis der Alamannen als Sueben (Schwaben) ableitete. Neben den Alamannen werden in den römischen Quellen noch die Burgunder und - vor allem für den süddeutschen Raum - die Juthungen erwähnt. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts weiteten auch die Thüringer, in den historischen Quellen als "Toringi" belegt, ihre Einflußsphäre nach Süden und Westen aus und kollidierten letztlich mit den anderen germanischen Völkerschaften.
Leider ist die historische Ouellenlage zu dürftig, um aus den schriftlichen Belegen sichere Aussagen über die Ethnographie der Völkerwanderungszeit in unserem Raum zu gewinnen. Da sich das Volk der Alamannen aus verschiedenen Teilstämmen zusammensetzte, die unter separater Führung teilweise auch eigenständige Namen trugen, lassen sich großräumig jedoch gewisse Rückschlüsse ziehen. Der römische Offizier und Historiker Ammianus Marcellinus berichtet uns im 4. Jahrhundert von einem dieser Teilstämme, daß er von einem König Makrian geführt wurde und daß er von Mainz aus gesehen auf der anderen Rheinseite ansässig war:
Bucinobantes, quae contra Mogontiacum gens est Alamannica
(Amm. XXIX 4.7).
In dem Namen dieses Volkes - Bukinobanten - findet man vor der germanischen Bezeichnung für "Land" oder "Bereich" (bant) unverkennbar den germanischen Begriff für die "Buche" (bok). Ob sich der Name dieses nicht gerade unbedeutenden Teilstammes der Alamannen so erklären läßt, daß bedeutende Gruppen hinter einer Buchenhecke (Gebück) oder in einem bestimmten Buchenwald ansässig waren, läßt sich sicherlich bezweifeln. Auf irgend eine Weise wird die Buche bei der Namengebung der Bukinobanten jedoch beteiligt gewesen sein.
Möglicherweise muß man bei der Deutung des Wortes auch daran denken, daß sich aus dem germanischen Namen für die Buche (Lat.: fagus) über den Umweg des beschrifteten Materiales (Schreibtäfelchen aus Holz) auch unser Begriff "Buch" entwickelte, der wiederum in vielfältiger Weise namengebend für verwandte Wortkombinationen (z. B. Buchstaben) wurde.
Freilich lassen sich trotz der nun zweifellos erkennbar werdenden Bedeutung Mittel-"Buchens" in nachrömischer Zeit keine weiteren Hinweise für einen Zusammenhang mit dem Namen der Bukinobanten finden und ebensogut wäre an die "Buchonia", das große Waldgebiet im Osten Hessens zu erinnern, das sich freilich von der nördlichen Rhön bis fast zum Main erstreckte und im Westen auf jeden Fall den Vogelsberg noch einschloß. Insofern wäre es beim derzeitigen Forschungsstand natürlich auch vermessen, etwa in Mittelbuchen eine Art von königlichem Hof oder den Sitz eines Stammesfürsten lokalisieren zu wollen, wie es gelegentlich in anderem Zusammenhang versucht wurde.
Die Franken
Der Zusammenbruch der römischen Herrschaft im Rheinland in der Mitte des 5. Jahrhunderts ließ die Alamannen über die Flußgrenze nach Westen zu ausgreifen und es gelang ihnen schließlich auch, die einstige Provinzhauptstadt Mainz unter ihre Kontrolle zu bringen. Ihr weiteres Vordringen nach Norden und Westen führte jedoch unweigerlich zum Konfikt mit den in diesem Bereich inzwischen heimisch gewordenen Franken, die nun ihrerseits in mehreren Feldzügen (z. B. 496/497, 506) die Alamannen besiegen konnten und deren Herrschaftsbereich nach Süden verdrängten, wo sie schließlich völlig unterworfen wurden. Schon am Ende des 5. Jahrhunderts war das Rhein-Main-Gebiet fest in fränkischer Hand, auch wenn alamannische Siedlungen und Gräberfelder noch vereinzelt bis in die ersten Jahrzehnte des 6. Jahrhunderts bestanden.
Die Franken, die sich nicht zuletzt durch den Übertritt ihres Königs Chlodwig zur römisch-katholischen Kirche als legitime Erben der antiken Hochkulturen verstanden, waren wie die Alamannen ein Volk, das sich aus verschiedenen Stämmen zusammensetzte und nun gemeinsam mit Galliern und Romanen auf den Resten des 487 endgültig zerschlagenen Römischen Reiches ein neues Staatsgebilde gründeten. Bei der Integration der verschiedensten Gruppen kam der gemeinsamen Religion eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Nach dem Tode Chlodwigs (511) teilten sich seine vier Söhne das Erbe. Hessen fiel an Theuderich I., dessen Erbteil sich später zum Königreich Austrasien mit seiner Hauptstadt Metz entwickelte
Ihre gefestigte Position in Hessen erlaubte es den Frankenkönigen Theuderich I. und Chlothar, mit Hilfe von Sachsen die Thüringer anzugreifen. Der Sieg an der Unstrut (531) bedeutete zugleich das Ende dieses germanischen Reiches. Es dürfte sicherlich kein Zufall sein, daß zum gleichen Zeitpunkt die Funde der germanischen Siedlung in Mittelbuchen aussetzen und einige Meter weiter ein fränkisches Dorf entstand. Durch die Inthronisierung des Karolingers Pippin I., dessen ältester Sohn später als Karl der Große in die Geschichte eingehen sollte, endete nach etwa 250 Jahren die merowingische Herrschaft (751).
Was uns ein alter Friedhof über neue Herren erzählt
Mittelbuchen blieb, nachdem die Siedlung an der Oberdorfelder Straße aufgegeben wurde, keineswegs unbewohnt. Neue Herren (und natürlich auch Damen) hatten das Land in Besitz genommen:
Es begann die Zeit der fränkischen Kolonisation.
Zur Fundgeschichte
Wie so oft in der archäologischen Bodenforschung beruhte auch die Auffindung des fränkischen Gräberfeldes in Mittelbuchen auf einem Zufall: Als man im Juni 1873 östlich der Landstraße nach Kilianstädten auf einem Grundstück des Bäckers Maisch eine Ziegelei anlegte, fanden Arbeiter die ersten bekannt gewordenen menschlichen Bestattungen. Mitglieder des Hanauer Geschichtsvereins erhielten von den Funden Kenntnis, weil den Beschäftigten ein"ungewöhnliches Tüppen" aufgefallen war. Leider war damals an eine systematische Untersuchung nicht zu denken und so mußte man sich in der Folge auf das Sammeln der beim Lehmstechen entdeckten Funde beschränken. Die Vereinsmitglieder wurden von den Arbeitern sicherheitshalber auch dann erst verständigt, wenn das jeweilige Grab bereits ausgegraben war. Offenbar befürchtete man ein Verbot der weiteren Arbeiten. Reinhard Suchier schrieb damals: "...wir mußten nehmen, was da war, auf das verzichten, was nicht mehr da war, und uns auf die Angaben der drei oder vier Arbeiter verlassen, die sich bisher mit Kunst und Wissenschaft wenig befaßt hatten".
Auf diese Weise konnte man 1873 immerhin etwa 15 Bestattungen ausgraben, einen Teil davon ohne Beigaben oder bereits in alter Zeit ausgeraubt. Bei einer Nachuntersuchung wurden nochmals drei weitere Gräber entdeckt. Auf diese, nach unseren Maßstäben wenig befriedigende Weise, wurde schließlich das selbst heute, nach genau 125 Jahren immer noch größte frühmittelalterliche Gräberfeld im Hanauer Raum "erforscht".
Das Gräberfeld in Mittelbuchen
Während es bei den frühen Germanen noch üblich war, die Toten auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen und deren Asche mit bestimmten Beigaben zusammen zu beerdigen, übernahm man in merowingischer Zeit relativ rasch die spätantike Sitte der Körperbestattung. Die Verstorbenen wurden nun in voller Tracht und mit weiteren Beigaben unverbrannt auf sogenannten "Reihengräberfeldern" bestattet. War diese Bestattungssitte auch zuerst nur bei einer gehobenen sozialen Schicht und romanisierten Bevölkerungsteilen üblich, so übertrug sie sich doch schon bald auf die breite Masse der Bevölkerung und auch auf andere germanische Volksgruppen. Zur Erforschung der Lebens- und Sozialstruktur sowie materieller und rechtlicher Grundlagen des frühen Mittelalters bilden solche Bestattungsplätze heute eine der Hauptquelle zur Landesgeschichte. Zugehörige Siedlungen, die wohl regelmäßig unter den mittelalterlichen Ortskernen zu suchen sein werden, lassen sich dagegen kaum feststellen und sind oftmals durch die jüngere Überbauung weitgehend zerstört.
Es ist schon mehrfach festgestellt worden, daß die frühe fränkische Expansion vor allem an Orten feststellbar ist, die bereits in alamannischer Zeit herausgehobene Bedeutung erlangten. So verwundert es auch nicht, daß sich in Mittelbuchen ein größeres frühmittelalterliches Gräberfeld fand, selbst wenn man mit gutem Grund annehmen kann, daß wir sicherlich nur einen kleinen Teil der Mittelbuchener Gräber kennen. Freilich muß man dabei berücksichtigen, daß an anderen Orten viele Bestattungsplätze entweder noch nicht entdeckt oder - ebenso wie auch in Mittelbuchen - nur teilweise bekannt geworden sein dürften.
Aus dem Mittelbuchener Gräberfeld kennen wir insgesamt etwa 18 Gräber. Fast alle Gräber waren in Nord-Süd-Richtung angelegt, wobei der Kopf regelmäßig im Süden lag. Lediglich eine Bestattung, die Beisetzung einer Frau, war West-Ost-orientiert. Da die Inventare der meisten Gräber nur unvollständig geborgen worden sind, können wir kaum verbindliche Aussagen zur Bedeutung und sozialen Stellung der hier bestatteten Personen treffen. Die Mittelbuchener Grabfunde gehen - soweit sie uns bekannt geworden sind - hinsichtlich ihrer qualitativen Ausstattung nicht über das hinaus, was wir auch von anderen, vergleichbaren Gräberfeldern kennen.
In den Gräbern dominieren die Waffenausstattungen, die uns einen (sicherlich nicht völlig falschen) Eindruck von der gefährlichen Lebensweise der frühmittelalterlichen Bevölkerung geben. Die alltäglichen Gebrauchsgüter dagegen (Handwerkszeug, landwirtschaftliche Geräte) erscheinen wie in beinahe allen vergleichbaren Gräberfeldern überhaupt nicht oder völlig unterrepräsentiert. Freilich konnten Gegenstände wie Beile sowohl im Kampf als auch zu friedlichen Zwecken benutzt werden und auch die Messer dürften eher als Statussymbol zu verstehen sein und wohl kaum als ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand erscheinen. Frauen wurden mit Schmuck und Tracht beigesetzt. In Mittelbuchen fehlen die auch andernorts nur selten festzustellenden Attribute typisch weiblicher Tätigkeiten (z. B. Spinnwirtel). Beiden Geschlechtergruppen wurden Ess- und Trinkgefäße mit ins Grab gestellt; gelegentlich vorkommende Knochenreste deuten auf Fleischbeigaben hin.
Ausgesprochen hervorragende oder besonders wertvolle Grabbeigaben sind nicht zu erkennen oder wurden von den Entdeckern eventuell auch nicht abgeliefert. Es wird sich also um eine eher durchschnittlich begüterte Landbevölkerung gehandelt haben, die ihren Lebensunterhalt sicherlich durch schwere körperliche Arbeit verdienen mußte. Daß man in diesen unfriedlichen Zeiten Haus und Hof auch wehrhaft verteidigen und für die jeweiligen Herren Kriegsdienst an entfernten Orten leisten mußte, darauf weisen nicht zuletzt die Waffenfunde hin.
In den Publikationen wird eine solche wehrhafte Landbevölkerung deshalb auch zutreffend als "Bauernkrieger" bezeichnet. Lediglich eine Bestattung, die eines erwachsenen Mannes, er war mit einem Pferd zusammen beerdigt worden und deutet uns damit so etwas wie einen gehobenen sozialen Rang des Verstorbenen an, von dem sich freilich im übrigen Fundgut dieses Grabes nichts Vergleichbares nachweisen ließ.
Chronologisch gehören die frühesten Mittelbuchener Bestattungen noch dem 6. Jahrhundert an. Erst ins 7. Jh. n. Chr. müssen wir die meisten der Mittelbuchener Funde datieren und ganz am Ende dieses Jahrhunderts erlosch in unserem Raum allmählich die Beigabensitte, so daß wir aus dem 8. Jh. kaum noch sicher zuweisbare Grabfunde mehr erkennen können.
Damit wollen wir nun die vor- und frühgeschichtliche Zeit verlassen und uns einem neuen Abschnitt zuwenden: dem Mittelalter. Dem Leser wird sicherlich aufgefallen sein, daß wir uns bei der Beschreibung von Ereignissen und Entwicklungen bisher mit wenigen Ausnahmen auf Ausgrabungsergebnisse in oder bei Mittelbuchen stützen mussten. Es ist wohl nur eine Laune des Schicksals und vielleicht teilweise eine Auswirkung der in Mittelbuchen intensiveren archäologischen Beobachtung, denn sicherlich ließe sich auch in dem gleiche Voraussetzungen aufweisenden Wachenbuchen noch manche archäologische Entdeckung machen.
Im achten Jahrhundert endet im Büchertal die Zeit des frühen Mittelalters. Freilich müssen wir berücksichtigen, daß es sich dabei um einen Begriff "per Definition" handelt und keineswegs um eine feststehende Zeiteinheit. Natürlich hat kein Bewohner von Mittelbuchen oder Wachenbuchen in der zweiten Hälfte des 8. Jh. bemerkt, daß das frühe Mittelalter und mit ihm die Epoche der Frühgeschichte allmählich zu Ende ging. Man lebte sein Leben, wurde älter und regte sich wie heute über die verschiedensten Ereignisse der großen und kleinen Politik auf. Aus der Sicht der Zeitgenossen änderte sich kaum etwas und erst der konzentrierte Rückblick auf die weltgeschichtlichen Ereignisse läßt uns heute das Ziehen gewisser Grenzen sinnvoll erscheinen.
Geschichte beginnt nach unserem Verständnis mit dem geschriebenen Wort. Im Gegensatz zur Vorgeschichte oder Frühgeschichte setzt die Geschichte erst dann ein, wenn erstmals ein Schreibkundiger eine Niederschrift anfertigte, die uns handelnde Personen, ein bestimmtes Ereignis oder einfach nur den Namen eines Ortes überliefert.
Für die "Buchen"-Orte im Büchertal fand diese Handlung, der wir im Jubiläumsjahr gedenken, am 1. Juni des Jahres 798 statt.
Freilich kennen wir einige ältere Namensbelege, die sich möglicherweise auf die "Buchen"-Orte im späteren Büchertal beziehen lassen und auf die wir hier deshalb kurz eingehen wollen. Von den karolingischen und ottonischen Urkunden des 8. bis 10. Jh. für das Waldgebiet "Buchonia" in Osthessen hebt sich eine wesentlich früher anzusetzende Nennung deutlich ab: Gregor, zwischen 573 - 594 Bischof von Tours in Frankreich, erwähnte in seiner Geschichte der Franken (Hist. Francorum II,40) eine "buchonia silva",in der ein Verbrechen geschehen sein soll. Es handelte sich um die Ermordung König Sigibert's von Köln und die Hintergründe der Beseitigung seines Sohnes Chloderich (um 508/509), welche dem salfränkischen König Chlodwig den Weg zur Königsherrschaft über die rheinfränkischen Gebiete eröffnete. Leider beschreibt Gregor die Lage dieses Buchenwaldes nicht genauer als "jenseits des Rheines" und eröffnet uns damit vielfältige Möglichkeiten seiner Lokalisation, die man heute - jedoch ohne begründbaren Beweis - zumeist mit dem Forstgebiet Buchonia rund um Fulda zu identifizieren meint.
Eine weitere frühe Nennung eines Buchen-Ortes in einem Fuldaer Güterverzeichnis läßt sich leider nicht genauer als zwischen 750 und 779 datieren und auch nicht zweifelsfrei auf unsere Orte im Büchertal beziehen. Allerdings verfügte Fulda auch in späteren Jahren über Besitzungen in Wachenbuchen und Mittelbuchen und damit gewinnt die Möglichkeit, daß sich auch die Schenkung einer Gräfin Adaltrud an das Kloster in Fulda auf Besitzungen in unserem Buchen beziehen lässt, eine gewisse Wahrscheinlichkeit.
Doch kehren wir zurück zu der Urkunde, die den Anlaß für unser Jubiläum darstellt. An jenem 1. Juni 798 fixierte im Auftrag des von 784 bis 804 als Abt dem Kloster Lorsch vorstehenden fränkischen Adeligen Richbodo und eines Edlen Namens Liubert ein schreibgewandter Mönch die Schenkung eines Hofgutes in "bucha marca".
Es ist vielleicht kein Zufall, daß es damals auf den Tag genau gerade einmal drei Jahre her war, daß König Karl in Frankfurt eine prachtvolle Reichsversammlung und Synode der Reichskirche abgehalten hatte. Die Schenkung Liuberts dürfen wir nicht nur als einen kirchlichen Akt, sondern müssen sie zugleich auch als eine politische Willensäußerung, sozusagen einen zivilen staatsrechtlichen Vorgang, verstehen. Wir kennen heute die Beweggründe nicht mehr, die Liubert oder Lib(b)ert, wie er gelegentlich in anderen Urkunden geschrieben wurde (gespr.: Lübbert) dazu bewegten, dem Kloster in Lorsch (alle?) seine Besitzungen in Buchen zu stiften.
Möglicherweise hat er zum Ausgleich für andere Rechtstitel auf seinen Grundbesitz verzichtet oder in einer gefährlichen Situation ein Gelübde abgelegt und nun, nach glücklich überstandener Gefahr, die Einlösung vollzogen. Karl der Große, "König der Franken und Langobarden, Schutzherr der Römer und Verteidiger der Kirche" war damals noch mit der Regelung der 'Sachsenfrage' befasst und auch im fernen Awarenland hatten die großen Feldzüge der neunziger Jahre noch nicht zum erhofften Erfolg, der vollständigen Unterwerfung der Awaren, geführt Es wird in dieser unruhigen Zeit für einen vornehmen fränkischen Adeligen sicherlich zahlreiche gefährliche Gelegenheiten gegeben haben, die ihn den Beistand Gottes und eines Schutzheiligen angeraten sein ließen.
Wer war dieser Liubert?
Wir können es zwar noch nicht mit letzter Sicherheit behaupten, doch deutet einiges darauf hin, daß es sich bei ihm um einen vermögenden Adeligen einer Familie aus dem Frankenreich, und zwar aus dem später nach Lothar II. genannten Reichsteil Lothringen gehandelt hat, die unter anderem im Gau Darnau (untere Sambre westl. v. Namur) begütert war. Seinen Wirkungskreis können wir heute vor allem im Rhein-Main-Gebiet näher verfolgen. Außer in Buchen besaß Liubert vor allem Grundbesitz im Vordertaunus, und zwar zumindest in den Gemarkungen Stierstadt, Kalbach, Ober-/Nieder-Eschbach und Ober- oder Niederursel, von dem er sich in den Jahren zwischen 797 und 807 allmählich zugunsten des Klosters Lorsch trennte.
Sein Name deutet darauf hin, daß seine Familie aus dem langobardischen Adel abstammte und so finden wir beispielsweise am Ende des siebten Jahrhunderts einen langobardischen König gleichen Namens (+703). Möglicherweise war es ein gleichnamiger Sohn unseres Liubert, der im Jahre 863 zum Erzbischof von Mainz ernannt wurde und bis 889 die Geschicke der Erzdiözese lenkte. Übrigens sei nur am Rande erwähnt, daß auch "Wacho" ein geläufiger langobardischer Name war.
Liubert reiht sich als Grundbesitzer in Buchen in eine Reihe weiterer vermögender Grundherren ein, denn auch andere und zum Teil früher als die Besitzübertragung an Lorsch vom Jahr 798 datierbare Schenkungen von Besitzungen in Buchen stammen auffällig oft aus adligen oder gräflichen Häusern. So übertrugen beispielsweise die Herren Boppo und Hatto, die als Vorfahren der Babenberger gelten, nach 800 ihr gesamtes Eigengut in Buchen an Fulda. Hattos Mutter könnte Liutswind, eine Tochter Adalbrahts aus dem Wormsgau und Schwester des jüngeren (comes) Grafen Adalbraht gewesen sein und auch die leider nicht näher datierbare Schenkung der Gräfin (comitissa vidua) Adaltrud an das Kloster Fulda (zwischen 750 und 779) dürfte sich, wie bereits erwähnt, wohl eher auf unser Buchen als eine andere, bisher unbekannte Gemeinde gleichen Namens im Lahngau beziehen.
Ein vornehmer Herr namens Gunthram, der in einem leider nicht näher datierbaren Fuldaer Güterverzeichnis als Stifter von zwei namentlich nicht genannten Hörigen, einer Hofreite und 102 Joch Ackerland, Wiesen und Weinbergen in Buchen auftritt, war nicht nur königlicher Vasall unter Karl dem Großen und später als Graf (comes) im Rheingau eingesetzt, sondern zugleich der Bruder eines berühmten Abtes und späteren Erzbischofes von Mainz: Rabanus Maurus (780-856). Schon die Eltern Gunthrams, Waluram und Waltrat, waren vermögende Grundbesitzer im nördlichen Rheinhessen und vor allem in Mainz und seinem unmittelbaren Umland begütert, wo sie offensichtlich auch ihren Sitz hatten. Sie gehörten den führenden Adelsgeschlechtern an, welche das politische Leben in dieser Landschaft entscheidend bestimmten.
Macht, Vermögen und soziale Wertschätzung der frühmitteIalterlichen Adelsgeschlechter basierte auf möglichst umfangreichem Grundbesitz und Herrschaftsrechten über abhängige Personen. Ein zentraler Herrenhof, wie er beispielsweise in der "Lex Alamannorum" beschrieben wurde, bildete zweifelsohne den Verwaltungsmittelpunkt einer solchen Grundherrschaft. Daneben bestand adliger Grundbesitz schon in der Karolingerzeit vorwiegend aus Gütern und Hörigen in weit verstreuten Orten oder Landesteilen und lag oftmals in einzelnen Dörfern mit dem Besitz anderer Grundherrschaften oder freier Bauern vermischt. Ähnlich wie der König oder geistliche Grundherren sah sich demnach auch der adlige Grundbesitzer gezwungen, seinen Herrschaftsanspruch durch laufende Bereisungen seiner Besitztümer sicherzustellen oder durch Beauftragte wahrnehmen zu lassen.
Die Zeit der Ritter und Burgen
Es dürfte zu den Kuriositäten der Geschichte gehören, daß wir aus der Zeit des Mittelalters in den Buchen-Orten genau genommen weniger wissen als zu manchen vor- oder frühgeschichtlichen Perioden. Dieses Wissensdefizit resultiert daraus, daß sich die mittelalterlichen Siedlungen mit Ausnahme des noch nicht lokalisierten Lützelbuchen unter den heutigen Ortskernen befanden und in diesem Bereich bisher keine großflächigen archäologischen Grabungen stattfanden. An anderen Orten zeigt sich aber immer wieder, daß die Archäologie oftmals die einzige Möglichkeit ist, neue Ouellen zur Kenntnis der mittelalterlichen Ortsgeschichte zu erschließen. Die wenigen vorhandenen Urkunden - zumeist Güterübertragungen mehr oder weniger unbekannten Grundbesitzes - geben uns nur geringen Aufschluß über die Geschichte der Orte. Herausragende Baubefunde, die man besonders an den Kirchen erwartet, stammen in Mittelbuchen (Turm) ebenso wie in Wachenbuchen (Turm, Wehranlage) erst aus dem 15. Jahrhundert. Selbst die Befestigungsanlagen beider Orte wurden wohl erst im späten Mittelalter erbaut und auch von den teilweise prächtigen Fachwerkhäusern wird wohl kaum eines älter als spätmittelalterlich sein.
Die heutigen Ortsteile Mittelbuchen und Wachenbuchen gehen auf Siedlungen zurück, die im frühen Mittelalter entstanden sind. Wir wissen nicht, wie lange die beiden Orte und das im 15. Jahrhundert wüst gewordene Lützelbuchen (letztmalige Erwähnung 1458) eine gemeinsame Gemarkung besessen haben. Als frühesten Beleg für die verwaltungsmäßige Trennung, die damals aber sicherlich schon längst vollzogen war, müssen wir eine Schenkungsurkunde Reinhards von Hanau an das Kloster Eberbach aus dem Jahr 1243 betrachten. In dieser Urkunde werden die betreffenden Güter als in "Wagghenbuche" liegend bezeichnet.
Lützelbuchen wurde erstmals 1266 als "Buchen minori" genannt, 1360 hieß es in einer Urkunde "Luziln Buchen".Aber die ausdrückliche Nennung Mittelbuchens ließ zunächst noch auf sich warten. Noch in der Mitte des 13. Jahrhunderts nennen Schenkungsverzeichnisse Mittelbuchener Besitzungen den Ort lediglich als "Buchen", doch am Ende des 13. Jahrhunderts (erstmals 1293) wurde es zunehmend üblich, auch den zentralen Ort mit einem seine Lage bezeichnenden Zusatz als Mittelbuchen zu bezeichnen.
Das frühe "Buchen" lag in der Wetterau (=Wetter-Gau) und gehörte zum Fränkischen Reich, aus dem sich später das Deutsche Reich entwickelte. Diese Gaue wurden von königlichen Beamten verwaltet, die sich als Grafen bezeichneten und unter anderem die hohe Gerichtsbarkeit ausübten.
Für den Ausbau der Landeshoheit waren Schenkungen, Erbschaften und Belehnungen von Bedeutung. Es handelt sich dabei zumeist um königlichen adligen Grundbesitz oder Kirchengüter, die für treue Dienste weitergegeben wurden. Auch ursprünglich freie Bauern unterstellten sich zu ihrem Schutz mächtigeren Grundherrschaften oder pachteten von diesen - oftmals zur Aussteuer des Nachwuchses - Grundstücke. Sie gerieten so nach und nach in die Abhängkeit vermögender Territorialherren und mußten als "Hörige" Naturalpacht zahlen oder Frondienste leisten. Die Dörfer entwickelten sich bereits im frühen Mittelalter zu eng zusammenliegenden, meist an einer oder mehreren Straßen liegenden Hofgruppen. Die Kirche, oftmals als private Stiftung auf dem Hof eines herausragenden Adeligen angelegt, entwickelte sich später meist zur Ortskirche mit dem Friedhof der lokalen Bevölkerung.
Zum Schutz hinter die Mauern: Die Burg am Kinzigheimer Hof
Etwa zwei Kilometer südöstlich von Mittelbuchen liegt in einem sumpfigen Waldgelände eine eigentümliche Anlage, die schon in früheren Zeiten viele Rätsel aufgab. Es ist ein sogenannter "Ringwall", ein ganz früher Burgentyp, dessen genaue Entstehungszeit und Funktion mangels moderner Grabungen und aussagekräftiger Funde freilich noch nicht endgültig geklärt werden konnte.
Die Burg war eine kleine Wallburg von etwa 120 x 80 m Ausdehnung mit heute noch bis zu 3 m hohen und etwa 20 m breiten Erdwällen. Dabei handelte es sich um eine mit hölzernen Befestigungen konstruierte Wallanlage, deren Mauern ursprünglich wohl 5 - 7 m hoch waren. Begleitet war diese Mauer auf der Außenseite von einem bis zu 15 m breiten, wasserführenden Graben; der Eingang zur Burg lag inmitten der Nordflanke der Befestigung. Innerhalb der Anlage fanden sich die etwa 1,80 m starken Fundamente eines steinernen Gebäudes von 19 x 11 m Größe. Es könnte sich dabei um eine Turmburg oder ein "festes Haus" gehandelt haben. Andere Bebauungsspuren wurden mit den im 19. Jahrhundert üblichen Grabungsmethoden nicht gefunden. Westlich dieser Burg fanden sich mehrere sog. "Wohnpodien"; im teilweise sumpfigen Gelände aufgeschüttete Erdhügel, auf denen vermutlich einzelne Höfe oder Gebäude gestanden haben.
Einige Hinweise in den älteren Grabungsberichten deuten darauf hin, daß die ursprüngliche Anlage ins frühe Mittelalter gehören könnte, vielleicht sogar noch in die Völkerwanderungszeit. Freilich ist auch eine spätere Zeitstellung nicht ausgeschlossen, und wir werden es wohl künftigen Ausgrabungen überlassen müssen diese Fragen endgültig klären zu können.
Frühes Zentrum der Macht: Die Burg von Wachenbuchen
Nur ein Waldstück und zwei kleine Hügel inmitten der Felder südöstlich von Wachenbuchen erinnern heute noch an die Burg der Herren v. Buchen. Es ist uns nicht bekannt, wann und von wem diese Burg erbaut wurde. Urkunden darüber gibt es nicht mehr und archäologische Grabungen zur Geschichte der Burg sind noch nicht durchgeführt worden; das Wäldchen ist heute Naturschutzgebiet. Es deutet einiges darauf hin, daß die Burg im Hochmittelalter errichtet wurde. Burgen wurden zumeist dann gebaut, wenn im Lande äußere Bedrohungen oder innere Unruhen zu erwarten waren; wenn gewisse Führungsschichten oder die Menschen eines bestimmten Gebietes einen sicheren Zufluchtsort suchten. Eine Burg diente also in erster Linie dem wehrhaften Schutz und der Verteidigung ihrer Bewohner und der abhängigen Bevölkerung in ihrem Machtbereich. Alle Baulichkeiten einer Burg mußten sich diesem Zweck unterordnen.
Wichtigstes Bauwerk einer Burg war die Mauer. Steil, hoch und möglichst unbezwingbar mußte sie sein. Wenn die Burg, wie bei Wachenbuchen, nicht auf einem hohen Berg angelegt werden konnte, wurde sie meist mit wasserführenden Gräben umgeben, von denen an der Burg von Buchen mehrere nachgewiesen werden konnten. Außerhalb der eigentlichen "Kernburg" befand sich eine "Vorburg", die ebenfalls durch Umwehrung und Gräben geschützt wurde. Luftbilder zeigen uns, daß die Burg von Buchen für damalige Verhältnisse ziemlich groß gewesen ist.
Grundriss der Burg südlich von Wachenbuchen. Darstellung der Luftbild- und Vermessungstechnisch gewonnenen Daten der Anlage ( nach F. Eckle und F.-R. Herrmann).
Die Burg der Herren v. Buchen, denn diese werden wir wohl als Erbauer annehmen dürfen, gehörte zum hochmittelalterlichen Burgentyp der "Motte". Solche Niederungsburgen bestanden aus einem zentralen Erdhügel, der aus dem Material der ausgehobenen Gräben aufgeschüttet wurde. Eine Holzpalisade dürfte ursprünglich den eigentlichen Wohnbereich der Burg mit ihren Wohn- und Nebengebäuden in Holzfachwerkbauweise geschützt haben.
So, wie sich die Burg nahe des Waldrandes südlich von Wachenbuchen heute darstellt, scheint man sie wohl niemals in größerem Umfang in Stein ausgebaut zu haben. Selbst eine steinerne Umfassungsmauer hätte eigentlich mehr Spuren hinterlassen müssen, als sich heute noch finden lassen. Gänzlich ausgeschlossen ist es aber auch nicht, daß solche Mauern seit einigen Jahrhunderten als günstiger Steinbruch für die Bevölkerung im Büchertal diente und deshalb keine oberirdischen Spuren davon mehr vorhanden sind. Solche Mauern, gleich ob sie aus Holz oder Stein erbaut waren, verfügten meistens über Türme und Wehrgänge; über Gusserker, durch die man Pech oder siedendes Öl auf die Angreifer gießen konnte und ein Tor mit Türmen und Zugbrücke.
Im Innern des Mauerringes befand sich im frühen Mittelalter ein adliges Wohngebäude, das sich nur wenig von den Fachwerkhäusern der übrigen Bevölkerung unterschied. Im Hochmittelalter, verstärkt ab dem 13. Jahrhundert, wurden solche Wohnbauten zunehmend durch Gebäude in Steinbauweise ersetzt. Ein solcher Bergfried oder Wohnturm wurde als Statussymbol geschätzt und als hoher und stark befestigter Turm nochmals gesondert geschützt. Er war die letzte Zufluchtstätte, falls der Burghof gestürmt wurde. Das Untergeschoß hatte keine Fenster oder Türen und barg meist das Verließ oder Lagerräume. Der Zugang in den Turm erfolgte über eine hölzerne, im Verteidigungsfall hochzuziehende Treppe. Gelegentlich diente der Bergfried zugleich als Wohnung für die Burgbewohner. In der feuchten Umgebung, eingezwängt zwischen fast fensterlose Mauern, in übereinanderliegenden Räumen, die zumeist ziemlich dunkel, kaum beheizbar und zugig waren, dürfte es sicher kein Vergnügen gewesen sein, hier zu wohnen.
Größere Burganlagen verfügten dagegen oftmals über einen Palas mit Vorratsräumen, großen und kleinen Sälen und Gemächern, eine Burgkapelle und Räume für die Bediensteten sowie einen meist außerhalb gelegenen Wirtschaftshof. Jeder Zentimeter Platz mußte genutzt werden. Die Knechte wohnten in hölzernen Baracken, Ställe für Pferde, Kühe und Schweine mußten untergebracht werden. Hunde, Ziegen, Schafe, Esel, Katzen, Pfauen und Hühner liefen frei im Burghof herum. Handwerker wie Schmiede hatten ihre Hütten im Areal der Burg.
Herdfeuer für die Mannschaft, Brunnen im Burghof, Geschützstände mit Munition und Gemüsegärten zur Selbstversorgung beengten den verfügbaren Raum, der zusätzlich durch reisende Marketender, Hausierer und die Bauern aus der Umgebung beansprucht wurde. Die Burgen quollen über vor Leben. Und dieses Leben war nicht immer so behaglich, wie wir uns das in unserem durch romantische Fernsehbilder geprägten Vorstellungsvermögen einbilden.
Rekonstruktionszeichnung einer
rheinischen Burganlage des frühen Hochmittelalters (11./12. Jh.)
vom
Typ "Motte", wie man sie sich auch südlich von Wachenbuchen vorstellen
kann.
Freilich war die Burg auch Ort des Minnegesangs, der edlen Gesinnung und der Bildung. Die Dichtungen und Lieder eines Ritters Wolfram von Eschenbach (ca. 1170-1220) oder des humanistisch geprägten Ulrich von Hutten sind nicht die einzigen Ausdrucksformen einer entwickelten höfischen Gesellschaft.
Als man im späten Mittelalter die Technik der Feuerwaffen immer weiter entwickelte, wurden die dicken Mauern der Burgen bezwingbar und damit überflüssig. Auch die Ritter konnten sich gegen die "moderne" Kriegsführung nicht mehr behaupten. Rüstungen schützten nicht mehr gegen Kugeln und der Landsknechthaufen war dem ritterlichen Einzelkämpfer weit überlegen. Zentrale Burgen wurden zu Verwaltungsmittelpunkten der zugehörigen Territorien; Neubauten als Schlösser angelegt. Regionale Burgen wie bei Wachenbuchen wurden überflüssig und meistens niedergelegt oder allmählichem Verfall preisgegeben. Wieder andere wurden als "gewöhnliche" Wohnhäuser weiterbenutzt und vielfach umgebaut.