A.D. 798 - 1998 ::: Das 1200-Jahre-Jubiläum
die Seiten 42 - 43 der Festschrift
Krieg, Verwüstungen und Plünderungen, Not und Elend
von Ernst Gimplinger
Seit es Menschen auf dieser Erde gibt, haben sie sich gegenseitig bekämpft, beraubt und getötet. Das war in unserer Region nicht anders.
Als die Kelten kamen, gab es mit Sicherheit noch keine großen Kriege, doch als die Römer unser Land besetzten, wurde mit Waffen gekämpft. Weniger gegen die Einheimischen, denn diese sahen bald ein, daß sie den kampferprobten Beherrschern des Römischen Reiches unterlegen waren. Nein, es müssen Scharmützel gewesen sein mit Leuten, die sich hier und da an den Römern bereichern wollten. Erst als in der Mitte des 3. Jahrhunderts germanische Stämme, die wir später als Alamannen kennen, gegen die Römer anrennen und diese auf die linke Seite des Rheines zurückdrängen, wird es richtig blutig. Und nach 496 kommt es wieder zu heftigen Kämpfen, als die Franken ihrerseits die Alamannen aus unserer Region nach Süden hin vertreiben.
So geht in den folgenden Jahrhunderten weiter. Ob es die Raubritter waren, die geplündert und getötet haben, oder der Krieg der Städte gegen den Adel (1386-1389), Hanau kämpfte gegen Frankfurt, durchziehende Landsknechte oder Bauerkriege. Egal, wer Krieg haben wollte, konnte ihn führen. Gelitten haben unschuldige Menschen, auch die aus Mittelbuchen und Wachenbuchen, sowie dem damals noch bestehenden Lützelbuchen.
Große Not und Elend brachte der Dreißigjährige Krieg (1618-1648). Im Herbst 1635 wurde Hanau von kaiserlichen Truppen unter General Lamboy eingeschlossen und am 13. Juni 1636 von Wilhelm V., Landgraf zu Hessen-Kassel, entsetzt. Hanau wurde dank seiner starken Mauern von Plünderung, Brand und Mord verschont. Aber als die Mittelbuchener und Wachenbuchener Bauern, die sich immer wieder hinter die starken Wälle der Stadt zurückziehen mußten in ihre Dörfer zurückkehrten, wurden sie mit den Verwüstungen, die die Soldaten auf dem Land angerichtet haben, konfrontiert. Die schlimmste Not brachte der Herbst 1634. In Merians „Theatrum Europaeum“ heißt es: „Das Land vor ihnen, (gemeint sind die durchziehenden Truppen) war eine lustige Aue oder wie ein Paradies und Lustgarten, und nach ihnen wie eine wüste Einöde, daß in wenigen Tagen nach ihrem Durch- und Abzug man sich gegeneinander verwundern mochte, wo sich einer oder der andere erhalten hätte“. Damals gingen die meisten hanauischen Dörfer in Flammen auf. Was bis dahin noch nicht vernichtet war, wurde endgültig Anfang 1635 während der Truppendurchzüge dem Erdboden gleich gemacht. Gevatter Tod hat in diesen Jahren reichlich Ernte gehalten, denn zu seinem Gefolge gehörten auch seine Gehilfen, Krankheit und Pest, die die Menschen reihenweise dahinrafften.
Wer damals glaubte, der in Münster im Jahre 1648 geschlossene Westfälische Frieden würde für die Zukunft Frieden und Wohlstand bedeuten, mußte sich eines Schlechteren belehren lassen. Wenn wir in den Geschichtsbüchern nachschlagen, lesen wir, daß unentwegt weiter gekämpft, geraubt und getötet wurde. Und das hat sich bis in die heutige Zeit nicht im Geringsten geändert.
Zwei große Weltkriege in diesem Jahrhundert haben das Schrecklichste, das man sich vorstellen kann, noch schrecklicher gemacht. Der Erste Weltkrieg von 1914 - 1918 forderte mehr als 10 Millionen Menschenleben und im Zweiten Weltkrieg von 1939 - 1945 starben mit Sicherheit mehr als 55 Millionen Menschen. Eine genaue Zahl wird sich nie feststellen lassen. In der Nazizeit hat das Monster Mensch andere Menschen, die nicht seiner Vorstellung entsprachen, systematisch ermordet. Es wurde keine Rücksicht genommen vor Andersdenkenden. In Konzentrationslagern wurden wegen ihrer Glaubenszugehörigkeit ca. 6 Millionen Juden erschlagen, erschossen, vergast oder aufgehängt. Die Zahlen der ermordeten Polen, Kommunisten, Homosexuellen, Sinti und Roma werden mit Sicherheit niemals ermittelt werden.
Auch Bürgern aus Mittelbuchen und Wachenbuchen wurde in dieser Zeit auf grausame Weise das Leben genommen.
Weltweit ging und geht das Morden und Töten weiter: Korea, Vietnam, Golfkrieg, Jugoslawien, Afrika, etc. etc. Die Nachrichten berichten täglich darüber und wir nehmen es hin.