A.D. 798 - 1998  :::  Das 1200-Jahre-Jubiläum

die Seiten 40 - 41 der Festschrift

Die Herren von Buchen bauen die Burg „Hagenouwe“
von Ernst Gimplinger


Die Jagdbezirke in den großen Wäldern gehörten ursprünglich alle dem König. Er war Oberherr und hatte das alleinige, uneingeschränkte Recht hier zu jagen. Die Wälder am Main, südlich (Bulau) und nördlich (Hagenouwe) der Kinzig gehörten zum Wildbann Spessart. Im Wald von Hagenouwe besaßen die edelfreien Herren von Buchen als Lehen den Wildbann.

Die riesigen Wälder in der weiten Talebene von Main und Kinzig, zwischen Odenwald und Spessart, waren, infolge Hochwassers, versumpfte Flächen. Selbst in trockenen Sommern fanden die Flüsse nicht in ihr Bett zurück. - Wenn der schnell fließende Rhein Hochwasser führte, konnten die Wasser von Main und Kinzig nicht ablaufen und stauten sich. Schuld daran war die geringe Strömung, weil dem Main das nötige Gefälle fehlt. - Im stehenden Wasser der Nebenarme, dem sogenannten Altwasser, hatten Schnaken, Blutegel und allerlei Getier ihr Refugium. Stickige Schwüle im Sommer, und graue Nebel im Herbst, waberten aus den Wäldern empor.

Inmitten dieser Wälder errichtete „Dammo von Buchen“ auf einer Kinziginsel - im Bereich des heutigen Schloßgartens - eine Burg. Wie das damals so Usus war, (Nachnahmen, wie wir sie heute kennen, waren noch nicht erfunden), nannte man sich abwechselnd nach den Orten, an denen man wohnte. Sozusagen nach dem „Zweitwohnsitz“ hieß er jetzt auch „von Hagenouwe“.

Dieser „Tammo von Hagenouwe“ (Hanau) wird im Jahre 1143 erstmals in den Urkunden erwähnt. Man nannte sich aber auch „von Dorfelden“. Wie dies zusammenhängt, ist geschichtlich nicht überliefert. Dieser „Tammo von Hagenouwe“, der uns als „Dammo von Buchen“ bekannt ist, war demnach der erste Hanauer Bürger.

In südlicher Richtung der Burg siedelten sich in Richtung Kinzdorf im Laufe der Jahrhunderte Menschen an. Zunächst entstanden einige Burgmannenhöfe für die Ritterfamilien aus der Umgebung. In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich daraus eine kleine bürgerliche Ansiedlung, der König Albrecht I. - der Sohn Rudolfs von Habsburg - am 2. Februar 1303 die Stadtrechte verlieh. - Der Burgflecken Hanau hatte von nun an die gleichen Rechte wie Frankfurt. - Klein war diese Stadt, so klein, daß ein moderner 100 m Sprinter in weniger als einer Minute von Nord nach Süd und von Ost nach West gelaufen wäre. Zum Schutz gegen Angreifer war die Stadt jetzt schon von einer Mauer umgeben.

Etwa 1 1/2 Meter dick, sieben Meter hoch und eintausend Schritt lang. Teile dieser Mauer sind heute noch erhalten.

Macht und Einfluß haben die Hanauer Herren schon früh besessen und dies auch genutzt. Für seine Orte Babenhausen, Steinau und Windecken hatte der „edle“ Herr Ulrich I. von Hanau schon vorher die Stadtrechte verliehen bekommen. Um 1260 baute Reinhard von Hanau in Windecken, oberhalb der Nidda, die Burg von Windecken und nur gelegentlich bewohnten die Grafen von Hanau ihre Burg in Hanau. Erst im Jahre 1436 wurde die Hofhaltung und Verwaltung der Grafschaft durch den Reichsgraf Reinhard II. endgültig nach Hanau verlegt.

Die Grafen von Hanau waren große Herren, dem Kaiser und der Reichsgewalt ergeben und mit manchen Privilegien belohnt. Rund 500 Jahre haben sie ihr Land mit Klugheit und vorausschauender Intelligenz regiert. Mit dem Tod von Johann Reinhard III. starben die Hanauer Grafen aus und Hessen-Kassel sowie Hessen-Darmstadt übernahmen 1736 die Erbschaft.

Im Jahre 1829 ließ Kurfürst Wilhelm II. die Burg Hanau abreißen, weil sie nach seiner Meinung nicht mehr in die Zeit paßte. Sieben Jahrhunderte waren ihr gegönnt.


 

 

 

 

 

 

 

 


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